
Gebrauchte Felgen kaufen – Der ultimative Ratgeber!
Einleitung
Mit dem Kauf von gebrauchten Felgen sind immer Risiken verbunden. Dies gilt besonders für Menschen, die das nicht bereits oft getan bzw. keinerlei Erfahrungen damit haben. Die wenigsten Käufer prüfen einen gebrauchten Felgensatz sorgfältig auf optische Mängel und mögliche Einschränkungen bis hin zu Defekten in der Funktion. In diesem Beitrag werden wir auf wertvolle Tipps und Ratschläge aus der Erfahrung eingehen, die mehr Sicherheit bei dem Kauf von gebrauchten Rädern schaffen!
1. Achten Sie unbedingt auf Auffälligkeiten beim Preis
Dieser erste Tipp hilft nicht so sehr bei Felgen im Preissegment von wenigen hunderten Euro, jedoch umso mehr, je teurer und spezieller die Felge ist. Zunächst gibt es grundsätzlich drei Arten von Felgensätzen:
- Die, die günstig sind, weil es davon einfach viele Angebote gibt.
- Die, die günstig sind, weil es sich um ein eher unbeliebtes Model handelt.
- Und letztendlich die Felgen, die offensichtlich beliebt und nachgefragt sind.
Die dritte Kategorie ist hier wichtig für uns. Vergleichen Sie nach Möglichkeit unbedingt Angebote von anderen Anbietern des gleichen Felgensatzes. Es empfiehlt sich nicht sich in den Felgensatz zu verlieben, der 700€ kostet während alle anderen Anbieter die Felgen für 1.000€ oder höher anbieten. Es besteht eine Chance, dass es sich um einen Schnapper handelt, jedoch ist die Chance viel höher, dass der Felgensatz entweder optische Mängel aufweist, die auf den Bildern nicht wirklich gut zu sehen sind oder gar Mängel in der Funktion aufweisen wie bspw. eine Unwucht. Da solche Sätze schwierig zu verkaufen sind, wird häufig ein überaus attraktiver Preis festgesetzt, bevor der Satz als Staubfänger in der Garage verbleibt.
2. Eine Besichtigung ist Pflicht
Sie möchten sich gebrauchte Felgen kaufen, ohne Sie vorher besichtigt zu haben? Ein absolutes No-Go. Besonders Felgen sehen auf Bildern einfach sehr viel besser aus als in Wirklichkeit. Das gilt sowohl für die allgemeine Optik als auch für etwaige Mängel. Tiefe Bordsteinbeschädigungen können auf Bildern aussehen wie leichte Schürfwunden. Viel schlimmer können jedoch Risse oder Schläge in der Felge sein, die Sie im Vorfeld ohne eine Besichtigung nicht oder nur äußerst schwierig auf Bildern identifizieren können. Und von möglicher böser Absicht bzw. der Retusche von Mängeln auf Bildern haben wir noch nicht gesprochen, denn leider kommt dies auch noch zu häufig vor.
3. Um Säuberung vor Besichtigung bitten
Viele optische Mängel werden nicht entdeckt oder zu harmlos bewertet, weil Felgen bei der Besichtigung nicht sauber sind. Häufig kommt das ein oder andere nochmal an’s Licht, nachdem man Sie nach dem Kauf das erste mal durch die Waschanlage geschickt hat. Doch worauf man bei einer Besichtigung viel eher achten sollte sind Risse in der Felge, die durch Schläge oder durch andere Situationen entstehen. Diese wird man auf einer schmutzigen Felge kaum bis gar nicht erkennen. Bitten Sie den Verkäufer deshalb freundlich darum, die Felgen zumindest einmal grob zu säubern bevor Sie vorbei kommen, gerne auch eben mit der Argumentation, dass Sie nicht die Katze im Sack kaufen möchten. Weigert sich der Verkäufer, gilt es nach Ihrem eigenen Ermessen zu bestimmen, ob Sie die Besichtigung trotz dessen riskieren möchten oder nicht.
4. Hinterfragen Sie die angegebenen Daten des Verkäufers
Wir sprechen hier nicht über einen bösen Willen, denn dieses Risiko besteht leider zu jederzeit und kann meistens nur dann eliminiert werden, wenn man sich selbst allgemein gut auskennt und auch über das eigene Fahrzeug sehr gut bescheid weiß. Vielmehr geht es darum, dass viele Verkäufer sich selbst nicht gut genug auskennen oder Informationen anders interpretieren. Ein Beispiel: Es gibt nicht DIE eine Felgeneinpresstiefe für Ihr Fahrzeug. Das bedeutet, dass die Einpresstiefe nicht unerheblich von den Serienrädern abweichen und trotzdem passen kann. Das ist kein Maß, das sich eindeutig nachschauen lässt, wie bspw. der benötigte Lochkreis. Ich weiß beispielsweise aus eigener Erfahrung, dass Felgen für einen 7er BMW aus der Baureihe E38 eine Einpresstiefe irgendwo zwischen 10mm und 25mm haben sollten. Das hängt natürlich auch mit der Felgenbreite zusammen. Hat man dieses Wissen nicht, hilft nur probestecken, denn der Verkäufer wird Ihnen laienhaft sagen: “ Ja müsste eigentlich passen, bei meinem Schwager hat das auch geklappt“. Wenn es den Schwager in Wirklichkeit nicht gibt oder der Verkäufer selbst nur Halbwahrheiten kennt, kann das eine böse Überraschung geben. Prüfen Sie deshalb immer vorher selbst oder mit Hilfe von Jemand anderem, ob die Felge zu Ihrem Fahrzeug passt.
5. Nach Möglichkeit Bei einem Reifendienst oder einer Werkstatt treffen
Fragen Sie freundlich nach, ob der Verkäufer bereit wäre, sich bei einem Reifendienst oder einer Werkstatt mit Ihnen zu treffen. Vorausgesetzt Sie haben vorher einen Termin vereinbart. So können Sie die Felgen vor dem Kauf auf einer Wuchtmaschine prüfen lassen und so sicher gehen, dass die Felgen keine Höhenschläge oder ungewöhnliche Unwuchten aufweisen. Das geht schnell, kostet Sie vielleicht 20€ und bringt wertvolle Sicherheit. Natürlich sagen Sie dem Verkäufer vorher, dass Sie die Felgen prüfen lassen wollen. Weigert sich der Verkäufer und äußert unplausible Ausreden, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass mit den Felgen etwas nicht stimmt und der Verkäufer einen Bogen um die Wuchtmaschine machen möchte. Das muss jedoch nicht zwangsläufig der Fall sein, denn vielleicht möchte der Verkäufer sich lediglich den Stress nicht antun, besonders wenn die Nachfrage hoch ist.
6. Prüfen Sie selbstständig das Teilegutachten
Es gibt viele Gründe, warum Teilegutachten gefälscht werden. Zwei davon sind die häufigsten. Entweder gibt es kein Teilegutachten zu den Felgen, weil diese keiner Prüfung unterzogen wurden ( wie beispielsweise einige Felgen der Marke Japan Racing ) oder es ist eine unzulässige Radreifenkombination auf den Felgen montiert. Beides führt nämlich dazu, dass die Felgen nicht eintragungsfähig sind und dazu auch noch schwierig zu verkaufen. Unterschätzen Sie nicht die Tatsache, dass Teilegutachten gefälscht werden, weil man keine Lust hat einen neuen geeigneten Reifensatz kaufen zu müssen. Sie würden überrascht sein wie einfach sich hunderte von Euros sparen lassen.
Sprechen wir vom Kauf/Verkauf von Felgen, ist ein vermeintlich korrektes Teilegutachten selbstverständlich viel Wert und vereinfacht den Verkauf erheblich. Da wird Ihnen kein Verkäufer sagen, dass das Gutachten gefälscht ist, denn zu einfach kann man sich mit der Aussage “ ich habe das damals bereits auch schon so erworben“ aus dem Fadenkreuz ziehen.
Prüfen Sie deshalb immer das Teilegutachten vor der Besichtigung. Nahezu jedes Teilegutachten zu jeder Felge gibt es im Internet einzusehen. Entweder offiziell bei den Herstellern oder durch Bereitstellung von anderen Nutzern des Internets. Der Hersteller BBS hat beispielsweise ein offizielles BBS-Dokumentenarchiv, wo Sie sich die Gutachten kostenlos herunterladen können. Um im Internet nach einem Teilegutachten zu schauen, brauchen Sie wenigstens die Felgenbezeichnung bzw. die Felgendaten, besser aber noch die KBA Nummer. Diese Nummer steht auf jeder Felge, die ein anerkanntes Teilegutachten besitzt. Auf diesem Wege werden Sie am schnellsten fündig.
7. Achten Sie sorgfältig auf Replikas / Nachbauten
Viele Felgenmodelle von bekannten Herstellen werden von anderen Herstellern nachgebaut. Ob das immer in Einklang mit dem Recht passiert, sei dahin gestellt. Beispielsweise werden die Felgen des Herstellers Alpina sehr oft nachgebaut. Warum? Man kriegt die Optik der Originalfelgen für einen Bruchteil des Preises. Warum sollte man bei solchen Nachbauten Acht geben? Ganz einfach: Wenn Sie Originalfelgen wollen, wäre es blöd wenn Sie diese nicht bekämen. Kaufen Sie Nachbauten jedoch bewusst, ist zusätzlich zu beachten, dass Sie nicht wissen unter welchen Bedingungen die Felgen hergestellt wurden und ob bestimmte Sicherheitsaspekte berücksichtigt und überprüft wurden. Die Räder sind schließlich Ihr einziger Kontakt zur Straße.
Möchte man Nachbauten meiden, gilt es diese zu identifizieren. In den meisten Fällen geht das schon ganz einfach über den Preis. Nehmen wir wieder das Beispiel der Marke Alpina, so kosten Alpina Classic Felgen mehrere tausend €. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass es sich bei Max‘ Angebot aus Wuppertal für 800€ um originale Räder handelt. In dem Falle hat sich Max aber wenigstens zu erkennen gegeben. Es gibt jedoch auch Anbieter, die böswillig Nachbauten als Originalfelgen zu Originalpreisen verkaufen möchten. In diesem Falle wird man die Felgen in den meisten Fällen über die Felgendaten enttarnen können. Bekannte und beliebte Felgenmodelle haben in den meisten Fällen keine Standartmaße, die für die breite Masse an Fahrzeugen passen. Sie erkennen Nachbaufelgen fast immer zuerst an der Felgenbreite. So haben Nachbaufelgen meisten jene Maße, die auf möglichst viele Fahrzeugmodelle passen, um den Verkauf zu maximieren. So werden bei Nachbauten je nach Zollgröße der Felge häufig Felgenbreiten von 7 – 8,5″ gewählt, weil da die Wahrscheinlichkeit einfach am höchsten ist, dass viele Fahrzeuge zu diesen Maßen passen. Vergleichen Sie die Originaldaten Ihrer Wunschfelgen also mit dem jeweiligen verdächtigen Angebot und Sie werden sehr schnell Abweichungen in der Felgenbreite oder in der Einpresstiefe feststellen.
Fazit
Im Internet ist es sehr einfach manipulierte, defekte, nachgebaute oder mangelhafte Felgen zu verkaufen und damit davon zu kommen. Die Gewährleistung ist ausgeschlossen, man kann sich auf laienhaftem Wissen stützen oder einfach sagen, dass man die Felgen bereits vom Vorbesitzer so erworben hat. Untermalt wird das ganze auch noch mit dem Fakt, dass in den seltensten Fällen Kaufverträge abgeschlossen werden. Deshalb ist es unheimlich wichtig, die oben beschriebenen Ratschläge zu beherzigen, um zuhause oder während der Fahrt keine böse Überraschung zu erleben. Es sei an dieser Stelle gesagt, dass sämtliche oben beschriebenen Aussagen auf eigenen Erfahrungen und realen Situationen basieren. Das bedeutet zwei Dinge: Einerseits ist das alles tatsächlich passiert und kann auch Ihnen passieren. Andererseits ist niemand allwissend und unterschiedliche Menschen machen unterschiedliche Erfahrungen, sodass die Wahrscheinlichkeit besteht, dass Sie diesem Blog bei einzelnen oder vielleicht auch bei allen Punkten nicht zustimmen werden. Letztendlich wurde Dieser Beitrag getreu dem Motto: „Besser man schreibt Ihn einmal zu viel als einmal zu wenig“ verfasst.